Herausforderungen und Chancen der Cloud-Nutzung im öffentlichen Sektor: Ein Blick auf den Kanton Zürich

Einleitung

Die Nutzung von Cloud-Technologien hat in den letzten Jahren stark zugenommen und bietet sowohl Unternehmen als auch öffentlichen Institutionen zahlreiche Vorteile, darunter Flexibilität, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz. Doch gerade im öffentlichen Sektor stehen diesen Vorteilen erhebliche rechtliche und praktische Herausforderungen gegenüber. Insbesondere in der Schweiz sorgt die Nutzung von Cloud-Diensten wie Microsoft 365 in öffentlichen Institutionen immer wieder für Diskussionen. Im Kanton Zürich wurden diese Diskussionen durch einen Vorentwurf für ein Gesetz über digitale Basisdienste und durch den Leitfaden des Datenschutzbeauftragten für Microsoft 365 neu entfacht. In diesem Blogartikel beleuchten wir die Herausforderungen und Chancen der Cloud-Nutzung im öffentlichen Sektor anhand dieser Entwicklungen und zeigen auf, welche Schritte notwendig sind, um eine sichere und effiziente Nutzung der Cloud zu gewährleisten.

1. Hintergrund: Cloud-Nutzung und Datenschutz im öffentlichen Sektor

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Nutzung von Cloud-Diensten im öffentlichen Sektor sind in der Schweiz streng geregelt. Datenschutzgesetze stellen hohe Anforderungen an den Umgang mit personenbezogenen Daten, insbesondere wenn diese in die Cloud ausgelagert werden sollen. Im Kanton Zürich ist dies aktuell ein besonders heiß diskutiertes Thema, da die kantonalen Behörden sowohl einen Vorentwurf für ein Gesetz über digitale Basisdienste vorgelegt haben als auch einen Leitfaden zur Nutzung von Microsoft 365 veröffentlicht haben.

Der Vorentwurf für das Gesetz über digitale Basisdienste enthält insbesondere in Paragraf 17 Regelungen, die von vielen als kontrovers angesehen werden. Dieser Paragraf sieht vor, dass bestimmte Daten nicht in die Cloud ausgelagert werden dürfen, was erhebliche Auswirkungen auf die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung haben könnte. Gleichzeitig hat der Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich einen Leitfaden für die Nutzung von Microsoft 365 in den Gemeinden veröffentlicht, der ebenfalls strenge Vorgaben enthält und die Nutzung von Cloud-Diensten für viele Gemeinden erschwert.

2. Klassifizierung und Differenzierung von Daten: Ein unnötiges Hindernis?

Ein zentrales Problem in der aktuellen Diskussion um die Cloud-Nutzung im öffentlichen Sektor ist die Klassifizierung und Differenzierung von Daten. In der Schweiz gibt es eine klare Unterscheidung zwischen normalen Personendaten und besonders schützenswerten Daten, die besonderen Schutz genießen. Diese Unterscheidung führt jedoch in der Praxis oft zu unnötigen Komplikationen, insbesondere wenn es um das Outsourcing von Daten in die Cloud geht.

David Rosenthal, ein Experte auf diesem Gebiet, kritisiert diese Praxis scharf. Seiner Meinung nach ist die Differenzierung zwischen verschiedenen Arten von Geheimnissen – etwa zwischen einem normalen und einem besonderen Amtsgeheimnis – in der Realität wenig hilfreich und verkompliziert unnötig die Nutzung von Cloud-Diensten. Rosenthal argumentiert, dass es keine rechtliche Grundlage für diese Differenzierung gibt und dass alle Daten, unabhängig von ihrer Klassifizierung, mit den gleichen hohen Sicherheitsstandards geschützt werden sollten. Diese übermäßige Differenzierung führt laut Rosenthal dazu, dass die Cloud-Nutzung im öffentlichen Sektor unnötig erschwert wird, was letztlich den Fortschritt behindert.

3. Herausforderungen bei der Umsetzung: Die Rolle der Datenschutzbehörden

Ein weiteres großes Problem in der Diskussion um die Cloud-Nutzung im öffentlichen Sektor ist die Unsicherheit, die durch die Datenschutzbehörden geschürt wird. Im Kanton Zürich hat der Datenschutzbeauftragte strenge Vorgaben zur Nutzung von Microsoft 365 veröffentlicht, die viele Gemeinden verunsichern und die Umsetzung erheblich erschweren. Rosenthal kritisiert, dass die Datenschutzbehörden oft mehr Verwirrung stiften, als dass sie klare Anweisungen geben, wie die Anforderungen des Datenschutzes in der Praxis umgesetzt werden können.

Viele Gemeinden und öffentliche Institutionen stehen vor der Herausforderung, die komplexen rechtlichen Anforderungen zu erfüllen, ohne dabei ihre Effizienz und Flexibilität zu verlieren. Rosenthal plädiert für klarere Anweisungen und praxisnahe Lösungen, die es den Gemeinden ermöglichen, die Cloud sicher und effizient zu nutzen. Er fordert die Datenschutzbehörden auf, weniger auf strikte Verbote zu setzen und stattdessen realistische, umsetzbare Empfehlungen zu geben.

4. Technische und rechtliche Herausforderungen bei der Cloud-Nutzung

Neben den rechtlichen Herausforderungen gibt es auch eine Reihe technischer Probleme, die bei der Nutzung von Cloud-Diensten im öffentlichen Sektor berücksichtigt werden müssen. Eines der größten Probleme ist die Sicherheit der Daten in der Cloud. Die Bedrohungen durch Hackerangriffe und andere Sicherheitsrisiken sind real, und viele öffentliche Institutionen sind besorgt darüber, wie sicher ihre Daten in der Cloud tatsächlich sind.

Ein weiteres Problem ist der sogenannte US-Cloud Act, der es US-Behörden ermöglicht, auf Daten zuzugreifen, die in den USA gespeichert sind, selbst wenn diese Daten ausländischen Unternehmen gehören. In der Schweiz wird der Cloud Act oft missverstanden und als Grund dafür angeführt, warum Cloud-Dienste wie Microsoft 365 nicht genutzt werden sollten. Rosenthal argumentiert jedoch, dass der Cloud Act in der Praxis oft überschätzt wird und dass die realen Risiken eher in der Abhängigkeit von großen Cloud-Anbietern liegen, als in der rechtlichen Unsicherheit durch den Cloud Act.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Vergleich zwischen Cloud und traditionellen IT-Lösungen. Während die Cloud viele Vorteile bietet, gibt es auch einige Nachteile, insbesondere wenn es um die Kontrolle über die Daten und die Abhängigkeit von den Anbietern geht. Rosenthal betont, dass die Entscheidung für oder gegen die Cloud immer eine Abwägung der Risiken und Vorteile sein sollte, und dass es keine „One-size-fits-all“-Lösung gibt.

5. Risikoabwägung und praktische Lösungen: Der Weg nach vorne

David Rosenthal hat die sogenannte „Methode Rosenthal“ entwickelt, eine systematische Methode zur Risikobeurteilung bei der Nutzung von Cloud-Diensten. Diese Methode basiert auf der Idee, dass die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Datenschutzvorfalls entscheidender ist als die Schwere des Vorfalls selbst. Rosenthal betont, dass die wichtigste Erkenntnis aus seiner Methode die Diskussion ist, die sie innerhalb der Institutionen anstößt. Durch diese Diskussion können unterschiedliche Perspektiven und Fachkenntnisse zusammengebracht werden, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Praxisbeispiele zeigen, dass es durchaus möglich ist, Cloud-Dienste sicher zu nutzen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Rosenthal empfiehlt, dass öffentliche Institutionen eng mit ihren Cloud-Anbietern zusammenarbeiten und klare vertragliche Vereinbarungen treffen, um die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. Er betont auch, dass die Entscheidungsträger sich intensiv mit den Risiken und den möglichen Gegenmaßnahmen auseinandersetzen müssen, anstatt sich ausschließlich auf die rechtlichen Vorgaben zu verlassen.

6. Schlussfolgerungen: Ein Aufruf zur realistischen Debatte

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nutzung von Cloud-Diensten im öffentlichen Sektor sowohl große Chancen als auch erhebliche Herausforderungen mit sich bringt. Die aktuelle Diskussion im Kanton Zürich zeigt, wie wichtig es ist, eine realistische und fundierte Debatte über die Risiken und Vorteile der Cloud-Nutzung zu führen. David Rosenthal plädiert dafür, die Diskussion von übermäßigen rechtlichen und technischen Komplikationen zu befreien und stattdessen praktikable Lösungen zu finden, die sowohl die Sicherheit als auch die Effizienz der öffentlichen Verwaltung verbessern.

Die Herausforderungen der Cloud-Nutzung im öffentlichen Sektor lassen sich nicht einfach durch strikte Verbote oder komplexe Regelungen lösen. Vielmehr ist eine offene und realistische Diskussion erforderlich, die sowohl die Risiken als auch die Vorteile berücksichtigt. Nur so kann gewährleistet werden, dass die öffentliche Verwaltung die Chancen der digitalen Transformation voll ausschöpfen kann, ohne dabei die Sicherheit und den Schutz der Daten zu gefährden.

Abschluss

Die Cloud-Nutzung im öffentlichen Sektor ist ein komplexes Thema, das sowohl technisches Know-how als auch rechtliche Expertise erfordert. Es ist wichtig, dass die Diskussion über die Cloud-Nutzung realistisch und lösungsorientiert geführt wird, damit die öffentliche Verwaltung von den Vorteilen der Cloud profitieren kann. Die Entscheidungsträger sind aufgefordert, sich aktiv mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen und gemeinsam mit den Datenschutzbehörden und Cloud-Anbietern praktikable Lösungen zu entwickeln, die sowohl die Sicherheit der Daten als auch die Effizienz der Verwaltung gewährleisten.